Reflextherapie nach Peter Blythe und Sally Goddard
Dr. Peter Blythe beschäftigte sich mit der Frage, welche Voraussetzungen ein Kind benötigt, um erfolgreich lernen zu können - mit Erfolg!
Er gründete 1975 mit seinem damaligen Partner David McGlown in Chester/England das "Institute for Neuro-Physiological Psychology" (Institut für neurophysiologische Psychologie, INPP).
Zusammen mit seiner Frau Sally Goddard fand er in jahrzehntelanger Forschungsarbeit heraus, dass noch nicht vollständig integrierte frühkindliche Reflexe bzw. nicht vollständig ausgereifte Haltungsreflexe Ursache von Lernstörungen, Verhaltensauffälligkeiten und Bewegungsproblemen sein können.
Kommt ein Kind zur Welt ist der Kortex noch nicht entwickelt. Um überleben zu können, ist es mit einer Vielzahl frühkindlicher Reflexe ausgestattet. Reflexe sind automatisch ablaufende, stereotype Bewegungen. Die frühkindlichen Reflexe entstehen bereits im Mutterleib und sind während der Geburt präsent. Dazu zählen z.B. der Such-, Saug- und Schluckreflex, der Greifreflex, der Moro-Reflex, der Asymmetrische tonische Nackenreflex, der Tonische Labyrinthreflex und der Spinale Galantreflex, um nur einige zu nennen. Jeder der Reflexe ist in der normalen Entwicklung des Zentralen Nervensystems vorprogrammiert und jeder von ihnen hat zu bestimmten Zeiten der Entwicklung eine wichtige Aufgabe zu erfüllen. Sobald die Aufgabe abgeschlossen ist, sollte der betreffende Reflex gehemmt werden, um anderen zu ermöglichen, ihren Einfluss auszuüben, die die Entwicklung des Nervensystems weiter vorantreiben. In der Regel sollten alle frühkindlichen Reflexe bis zum Ende des ersten Lebensjahres gehemmt bzw. integriert sein, damit sich die Haltungsreflexe, die uns ein Lebenlang in der Interaktion mit unserer Umwelt unterstützen, adäquat entwickeln können. Dazu zählen z.B. die Kopfstellreflexe, die es uns ermöglichen, den Kopf jeder Bewegung automatisch anzupassen oder der Amphibienreflex und der Segmentäre Rollreflex, die für die Beweglichkeit in der Hüfte - letzterer sogar in der Schulter - sorgen. Diese Entwicklung wird unterstützt durch stereotype Bewegungen, die das Kind während des ersten Lebensjahres vollführt. Bei einigen Kindern misslingt jedoch die vollständige Hemmung oder Umwandlung, so dass die frühkindlichen Reflexe trotz normaler Entwicklung in anderen Bereichen im System "aktiv" bleiben.
Die fortgesetzte Präsenz frühkindlicher Reflexe beeinträchtigt die Reifung des zentralen Nervensystems und kann zu Auffälligkeiten führen z.B. in der Entwicklung der Grob- und Feinmotorik, in der Wahrnehmung, im schulischen und gesundheitlichen Bereich.
So kann es beispielsweise bei fortgesetzter Präsenz des Such-, Saug- und Schluckreflexes zu
- Hypersensitivität im Lippen- und Mundbereich
- Überempfindlichkeit beim Berühren des Gesichtes
- Schwierigkeiten, feste Nahrung zu sich zu nehmen, zu kauen und zu schlucken
- Sabbern
- Sprach- und Artikulationsproblemen
- einer erhöhten Gaumenwölbung, einem zu engen Kiefer
- beeinträchtigter manueller Geschicklichkeit
kommen.
Dr. Peter Blythe und Sally Godddard haben ein Programm zur Reflexhemmung entwickelt, das aus spezifischen stereotypen Bewegungen besteht und über einen Zeitraum von ca. 12 Monaten täglich 5 bis höchstens 15 Minuten durchgeführt wird.
Das Institute for Neuro-Physiological Psychology in Großbritannien vertritt die Ansicht, "dass spezifische Bewegungsmuster, die in den ersten Lebensmonaten auftreten, eine natürliche Reflexhemmung beinhalten; demnach bleiben diese Reflexe bei einem Kind, das diese Bewegungen niemals in der richtigen Abfolge ausgeführt hat, im Erwachsenenalter aktiv. Durch die Anwendung stilisierter, in einer bestimmten Reihenfolge angeordneter und täglich ausgeführter Bewegungen ist es somit möglich, dem Gehirn eine ‚zweite Chance' zu geben, jene reflexhemmenden Bewegungsmuster zu registrieren, wie es schon zu einem früheren, angemessenen Zeitpunkt in der Entwicklung hätte geschehen sollen. Sobald die abweichende Reflexaktivität korrigiert ist, werden viele der körperlichen, lernspezifischen und emotionalen Probleme des Kindes verschwinden." (Sally Goddard in ‚Greifen und Begreifen', VAK, S. 17)
Vorgehensweise:
Zunächst können Sie sich mit folgenden Schriften, die zum Download zur Verfügung stehen, näher beschäftigen:
- Auswirkungen frühkindlicher Reflexe auf Verhalten, Lernen und Gesundheit - eine Checkliste
- Reflexe und ihre Auswirkungen auf Lernen und Verhalten am Beispiel des ATNRs, Konferenz
"Lernen und Gehirn", 2004
- Die motorische Entwicklung des Kindes von der Konzeption bis zum 8. Lebensjahr, Februar 1997
- Die Bedeutung persistierender primitiver Reflexe und deren Auswirkungen auf die visuelle
Wahrnehmung, September 1997
- Persistierende frühkindliche Reflexe und deren Auswirkungen auf Lernen und Verhalten,
2006 Vortrag in Idstein
Falls Sie an der in Chester entwickelten Reflextherapie interessiert sind, schicke ich Ihnen einen Fragebogen zu, in dem Sie zur Entwicklung des Kindes, zur Schwangerschaft und zur Geburt befragt werden.
Wenn die Auswertung des von Ihnen ausgefüllten Fragebogens eine Behandlung auf neuophysiologischer Basis nahe legt, findet eine etwa dreistündige diagnostische Untersuchung Ihres Kindes statt. Hierbei werden z.B. Bereiche wie Gleichgewicht und Bewegungskoordination, die Anwesenheit frühkindlicher Reflexe, die Abwesenheit von Haltungsreaktionen, feinmotorische, visuelle und auditive Fähigkeiten abgedeckt.
Nach Auswertung der diagnostischen Untersuchung besprechen wir das Ergebnis bei einem zweiten Termin und Sie erhalten ein individuelles Übungsprogramm, das nun täglich 5 - 15 Minuten konsequent durchgeführt werden sollte.
Nach 6 - 8 Wochen wird der Erfolg überprüft und entschieden, mit welcher Übung weitergemacht wird. Der gesamte Behandlungskomplex nimmt einen Zeitraum von ca. einem Jahr ein.
Inzwischen habe ich eigene Methoden der Reflexintegration entwickelt, die ich seit vielen Jahren erfolgreich anwende und auch unterrichte. Wollen Sie mehr darüber wissen? Dann lesen Sie hier Reflextherapie nach Annegret Chucholowski weiter oder fühlen Sie sich frei, mich anzurufen.